Das Museum der Schlacht bei Wagram 1809
im Erzherzog Carl-Haus
Nach dem Sieg Erzherzog Carls in der Schlacht bei Aspern im Mai 1809 wurde das Marchfeld zwischen Lobau und dem heutigen Deutsch-Wagram am 5. und 6. Juli zum neuerlichen Schauplatz einer kriegsentscheidenden Schlacht. 180.000 Soldaten unter der Führung Napoleons standen 120.000 auf österreichischer Seite gegenüber. Der Kernbereich der Schlacht reichte von Glinzendorf, Markgrafneusiedl, Parbasdorf, Deutsch-Wagram, Raasdorf bis Aderklaa und umfasste die Orte Gerasdorf, Süssenbrunn und Strebersdorf als Ausgangspunkte der Offensive am Morgen des 6. Juli.
Die Schlacht bei Wagram wurde zu einer der Entscheidungsschlachten des 5. Koalitionskrieges. Dabei erlitten die österreichischen Truppen und ihre Verbündeten eine vernichtende Niederlage. Auf beiden Seiten waren mehr als 12.000 Tote zu beklagen, rund 42.000 Verwundete waren zu versorgen. Die Leichen – egal ob Freund oder Feind – wurden auf Befehl Napoleons noch auf dem Schlachtfeld verbrannt. Bis heute finden sich auf den Äckern und bei Erdarbeiten Überreste von Waffen, Geschützen und Uniformen.
Das Napoleonmuseum Deutsch-Wagram stellt mit Übersichts- und Detailkarten sowie mit Schlachtenbildern den Ablauf der Geschehnisse vom 5. und 6. Juli 1809 dar. Die Protagonisten der Gefechte – die beiden Heerführer Kaiser Napoleon und Erzherzog Carl von Österreich sowie die wichtigsten Generäle der im Marchfeld versammelten Heere – werden in Porträts gezeigt. Vitrinen mit Hieb-, Stich- und Schusswaffen, Patronentaschen, Uniformen und deren Überreste sowie Fundstücke vom Schlachtfeld ergänzen das Bild.
Das Napoleonmuseum Deutsch-Wagram im Erzherzog Carl-Haus. Blick in den ersten Raum des Museums. (Foto: © Elisabeth Vavra)
„Napoleon-Ecke“ – Der Tisch stammt aus dem Quartier Napoleons in Deutsch-Wagram (Foto: © Elisabeth Vavra)
Einige der gezeigten Objekte lassen sich prominenten Kriegsteilnehmern zuordnen: Aus dem Besitz des Generaladjutanten Maximilian Alexander Freiherr von Wimpffen (1770–1854) stammen etwa ein Degen und Miniaturschlachtenbilder. Der gezeigte Maria Theresien-Orden erinnert an die Tatsache, dass dieser Orden in den Marchfeldschlachten 50mal verliehen wurde. Der von Maria Theresia am 18. Juni 1757 gestiftete Orden wurde für aus eigener Initiative unternommene, erfolgreiche und einen Feldzug wesentlich beeinflussende Waffentaten, die ein Offizier von Ehre hätte ohne Tadel auch unterlassen können ohne Ansehen von Stand und Religion verliehen. Mit dem Orden waren der erbliche Freiherrenstand und eine Pension verbunden. Auch Maximilian Freiherr von Wimpffen war Träger des Ordens, der ihm aufgrund seiner Taten in der Schlacht von Austerlitz verliehen worden war.
An Graf Philipp Ferdinand von Grünne (1762–1854) erinnern dessen Säbelscheide und ein eigenhändiges Schreiben vom 24. März 1809. Grünne war ab 1794 Flügeladjutant Kaiser Franz II. Im Feldzug von 1797 wurde er zum Obersten und Generaladjutanten von Erzherzog Carl ernannt. Seit 1806 war er Inhaber des 3. Ulanenregiments. 1808 erfolgte seine Ernennung zum Feldmarschallleutnant, 1809 zum Chef der Kanzlei des Generalissimus. Nach der Schlacht bei Wagram schied er aus dem aktiven Dienst aus und wurde Obersthofmeister bei Erzherzog Carl. Schon 1802 hatte der in Dresden geborene Grünne die Güter Dobersberg und Illmau bei Waidhofen an der Thaya gekauft. Der von ihm in Dobersberg angelegte Park zählte laut zeitgenössischen Berichten zu den schönsten des Waldviertels.
Die einen bewunderten Napoleon als Feldherrn und genialen Staatsmann, so Johann Wolfgang von Goethe, der in Rückschau auf seine Begegnung mit Napoleon in Erfurt am 2. Oktober 1808 erklärte: „Ich will gerne gestehen, daß mir in meinem Leben nicht Höheres und Erfreulicheres begegnen konnte, als vor dem französischen Kaiser zu stehen.“ Die anderen sahen in ihm einen Despoten und Kriegsverbrecher, der Europa in ein Schlachtfeld verwandelt hatte und dessen Eroberungszüge bis zu 2 Millionen Menschen zum Opfer fielen.
Bereits zu Lebzeiten war um seine Person ein Kult entstanden, der 1840 durch die Überführung seiner sterblichen Überreste von St. Helena nach Paris weiter befeuert wurde. Bis ins 20. Jahrhundert hinein entstanden in Frankreich, aber auch in anderen Ländern Europas Memorabilien und Souvenirs, die Napoleon zum großen Heros stilisierten: Gemälde, Statuetten, Medaillons, Schmuckteller und Gegenstände des täglichen Gebrauchs, verziert mit Darstellungen des französischen Kaisers, die sich meist an bekannten Kunstwerken orientierten. Das Napoleonmuseum Deutsch-Wagram zeigt zahlreiche Objekte, die im Andenken an den französischen Kaiser entstanden sind.
Autorin: Prof.in Dr.in Elisabeth Vavra
Napoleon mit seinem Sohn Prinz Napoleon Franz, den späteren Herzog von Reichstadt (© Elisabeth Vavra)
Auch liebevoll gestaltete Zinnfiguren-Panoramen gehören zu den gezeigten Objekten (Foto: © Elisabeth Vavra)
Gedenkraum für das Infanterie-Regiment Nr. 42
Ein Ausstellungsraum ist dem 42. Böhmischen Infanterie-Regiment gewidmet, das sich in der Schlacht von Deutsch-Wagram besonders auszeichnete. Der Hauptwerbebezirk des 1685 erstmals aufgestellten Regiments war zur Zeit der Napoleonischen Kriege Litoměřice/Leitmeritz, die Stabsstation Terezin/Theresienstadt. Seit 1879 war der in Gmunden im Exil lebende Ernst August Herzog von Cumberland, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg (zuvor Georg V. König v. Hannover) Regimentsinhaber. Aufgrund der Leistungen während der Schlacht bei Wagram hatte Erzherzog Carl dem Regiment die Genehmigung erteilt allzeit den Grenadier-Marsch zu schlagen.
Der österreichische Militärkapellmeister und Komponist Josef Wiedemann, der von 1854 bis zu seiner Pensionierung als Kapellmeister beim Infanterie-Regiment Nr. 42 tätig war, komponierte 1885 für das Regiment den Wagram-Marsch, auch unter dem Titel 42er-Regimentsmarsch oder Wagramer Grenadiermarsch bekannt. Seit 1960 dient die Komposition als Traditionsmarsch der Theresianischen Militärakademie und des Gardebataillons des Österreichischen Bundesheeres; hier zu hören. Falls der Link nicht funktionieren sollte, einfach in den Browser Wagramer Grenadiermarsch eingeben – schon sind einige Videos verfügbar. Das 1983 gegründete Blasorchester der Musikschule Deutsch-Wagram trägt seit 2003 die historischen Uniformen des 42. Infanterie-Regiments. Der Wagramer Grenadiermarsch ist der „Hausmarsch“ des Blasorchesters.
Im Gedenkraum des Napoleonmuseums werden u. a. Erinnerungsstücke an den letzten Regimentsinhaber, eine Regimentstrommel und Pläne bzw. Bilder von Terezin/Theresienstadt gezeigt. Macht man im Anschluss an den Museumsbesuch einen Spaziergang durch Deutsch-Wagram, sollte man auch dem Krieger-Denkmal in der Nähe der Pfarrkirche einen Besuch abstatten. Das Denkmal wurde auf Initiative des Postmeisters Anton Pfalz geplant und am 4. Juli 1809 enthüllt. Sein Schöpfer war der Bildhauer Franz Seifert (1866–1951), der im nahen Schönkirchen das Licht der Welt erblickte. Das Denkmal stellt einen Grenadier des 42. Infanterie-Regiments dar.
Autorin: Prof.in Dr.in Elisabeth Vavra
Gedächtnisraum Infanterie-Regiment Nr. 42 im Napoleonmuseum Deutsch-Wagram (Foto: © Christian Matula)
Schlachtfeldarchäologie-Straßenbau (ASFINAG)
Im Zuge der ursprünglich geplanten Schnellstraße S8 beauftragte die ASFINAG (Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft) Archäologen, um den historischen Boden zu erkunden. Bei den umfangreichen Ausgrabungen wurden Skelette, Musketen-Projektile und Überreste von Stellungen und Unterkünften aus napoleonischer Zeit entdeckt.
Im Napoleonmuseum Deutsch-Wagram befindet sich eine virtuelle interaktive Ausstellung über die S8-Grabung der ASFINAG am Wagram. Die Besucher können sich über interessante Funde aus der Zeit der Napoleon-Schlachten informieren und selbst auf dem Touch-Screen navigieren.
Der interaktive Bildschirm wurde von P&R Büro für Erlebnisentwicklung konzipiert. Weitere Informationen können auf ihrer Webseite unter dem Abschnitt „Die Gräber im Marchfeld“ eingesehen werden.
Hintergrund und Grabung
Im März 2017 finanzierte die ASFINAG archäologische Rettungsgrabungen zur Untersuchung eines der größten Schlachtfelder der Napoleonischen Kriege bei Wagram (Niederösterreich) aus dem Jahr 1809. An der Stelle, wo die ursprünglich geplante „Marchfeld-Schnellstraße“ S8 zwischen Deutsch-Wagram und Parbasdorf verlaufen sollte, waren im Juli 1809 österreichische Soldaten stationiert, die den Truppen Napoleons entgegentreten sollten.
Bei Deutsch-Wagram fanden nicht nur Kampfhandlungen statt, es wurden auch die Überreste eines österreichischen Militärlagers entdeckt – ein sehr seltener archäologischer Befund. Dadurch konnten Informationen sowohl zu den Kampfhandlungen, als auch zum Lagerleben gewonnen werden.
Ergebnisse
Ein Teil des Militärlagers wurde ausgegraben und dokumentiert. Neben zahlreichen Gegenständen wurden auch Skelette gefallener Soldaten, die in Gruben beigesetzt wurden waren, geborgen. Bestandteile der Uniform verraten, welcher Einheit die Toten angehört hatten. Anthropologische Untersuchungen haben ergeben, dass hier sehr junge Soldaten gefallen sind, die vom beschwerlichen Soldatenleben schwer gezeichnet waren.
Autor: ASFINAG, Christian Matula
Interaktive Ausstellung über die S8-Grabung der ASFINAG am Wagram (Foto: © Christian Matula). Informationen zur Visualisierung können über das P&R Büro für Erlebnisentwicklung, „Die Gräber im Marchfeld“ eingesehen werden.
Foto © im Header: „Schlacht von Wagram“, kolorierte Litho. Die Bildunterschrift lautete ursprünglich: Bataille de Wagram, Livrée de 7 Juillet 1809. Fotografie: JoJan; Kunstwerk: Antoine Charles Horace Vernet (bekannt als Carle Vernet, 1758-1836) und Jacques François Swebach (1769-1823), Public domain, via Wikimedia Commons
WINTERZEIT
Wir haben derzeit geschlossen!
Öffnungszeiten Saison 2025
6. April bis 26. Oktober 2025
Sonntags:
10:00 bis 16:00 Uhr
(letzter Einlass 15:45 Uhr)
Der Museumsbesuch ist auch außerhalb der Öffnungszeiten nach Vereinbarung möglich.
PREISE
Napoleon- und Stadtmuseum:
Erwachsene € 3,-
Kinder bis 14 Jahre: frei
Gruppen ab 10 Personen € 2,- pro Person.
Schülergruppen € 1,- pro Person.
Kombikarte Eisenbahnmuseum,
Napoleon- und Stadtmuseum € 5,-
KONTAKT
Museumsgesellschaft Deutsch-Wagram
Erzherzog Carl-Straße 1
2232 Deutsch-Wagram
Tel: +43 (0)2247 3790 (nur während der Öffnungszeiten)
E-Mail: info@museumdw.at
Ansprechpartner:
Mag. Michael Wenzel, +43 (0)699 17100977