Vortrag und Fahrradtour am 1. Mai
Vortrag von Mag. Michael Wenzel
Am 1. Mai erhielten Mitglieder und Freunde der Museumsgesellschaft Deutsch-Wagram detaillierte Einblicke in historische Ereignisse und deren Folgen für die Bevölkerung der Region. Der Tag begann mit einem Vortrag von Mag. Michael Wenzel, dem Direktor des Napoleonmuseums, zum Thema „Gewalt und Leid in den Franzosenkriegen – Auswirkungen der Franzosenkriege 1809 auf das Marchfeld und Niederösterreich“.
Mag. Wenzel beleuchtete im Detail, welche Bevölkerungsgruppen besonders stark unter der militärischen Besatzung litten und mit welchen Formen von Gewalt und Unterdrückung sie konfrontiert waren. Besondere Aufmerksamkeit galt auch den strukturellen Herausforderungen, die durch die Einquartierung und Versorgung umfangreicher Truppenkontingente entstanden. Die damit verbundenen Zwangsablieferungen von Lebensmitteln, Nutztieren und weiteren Ressourcen führten zu erheblichen sozioökonomischen Problemen für die lokale Bevölkerung.
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Vortrags war die Verbreitung von Krankheiten wie Nervenfieber und Ruhr durch die Truppen, welche die gesundheitliche Situation der Menschen stark verschlechterten und eine hohe Sterblichkeitsrate zur Folge hatten. Besonders dramatisch war die Situation im Jahr 1809, als sich die Übersterblichkeit in Deutsch-Wagram und anderen Ortschaften verzehnfachte. Während in Deutsch-Wagram durchschnittlich etwa 8 Personen pro Jahr starben, waren es 1809 insgesamt 71 Personen, die den Folgen dieser Krankheiten erlagen.
Noch heute sind im Marchfeld und im östlichen Weinviertel zahlreiche sogenannte Franzosenkreuze, Denkmäler und Marterl als Zeugnisse dieser Zeit erhalten geblieben. Als Gast berichtete Edith Mauritsch vom Archiv Groß-Schweinbarth über das Franzosenkreuz sowie weitere Gedenkstätten und erläuterte aktuelle Bemühungen zu deren Erhaltung.
Der Vortrag vermittelte einen umfassenden Überblick über die unmittelbaren und langfristigen Folgen der Franzosenkriege für die Zivilbevölkerung Niederösterreichs und Wiens. Dabei wurde deutlich, wie stark die Lasten des Krieges insbesondere von der zivilen Bevölkerung getragen werden mussten.
Geführte Fahrradtour auf den Spuren des 6. Juli 1809
Am Nachmittag führte Mag. Michael Wenzel die Teilnehmer auf eine historische Fahrradtour entlang der Schauplätze der Schlacht bei Wagram am 6. Juli 1809. Die Route verlief von Deutsch-Wagram über Feldwege nach Aderklaa, wo sich im Mai 1809 das Hauptquartier von Erzherzog Carl während der Schlacht bei Aspern befand. Danach ging es weiter zum Gedenkstein für die Schlacht bei Wagram am 5. und 6. Juli 1809 sowie zum Standort von Napoleons ehemaligem Hauptquartier auf einer kleinen Anhöhe zwischen Deutsch-Wagram und Raasdorf. Weitere Stationen waren die Katholische Filialkirche Hl. Dreifaltigkeit in Parbasdorf sowie das dortige „Denkmal 1809“. Entlang des Rußbachs führte die Tour schließlich zurück nach Deutsch-Wagram zum Hauptgedenkstein der Schlachtfeldsignierung, die 1959/1960 auf Initiative des Museumsgründers Prof. SR Otto Schilder errichtet wurde.
Mag. Wenzel erläuterte detailliert die entscheidende Wende der Schlacht am 6. Juli 1809. Zunächst schienen die österreichischen Truppen unter Erzherzog Carl auf dem Wagram erfolgreich zu sein. Im Laufe des 2. Tages der Schlacht gelang es jedoch Napoleon, durch eine strategische Neuaufstellung seiner Kräfte und konzentrierte Angriffe die österreichischen Linien zu durchbrechen. Diese entscheidende Wendung führte letztendlich zum Sieg Napoleons. Historische Karten verdeutlichten den Teilnehmern die Aufstellung und Bewegungen beider Armeen sowie die Gründe für die österreichische Niederlage.
Von Napoleons ehemaligem Hauptquartier aus, heute signiert durch einen Gedenkstein und eine Informationstafel, bot sich den Teilnehmern ein eindrucksvoller Blick über das Gelände zwischen Deutsch-Wagram und Markgrafneusiedl sowie auf den namensgebenden Wagram (Geländestufe), der von den österreichischen Truppen genutzt wurde.
An der Tour nahm auch Friedrich Quirgst, Präsident der Museumsgesellschaft Deutsch-Wagram, teil. Er ergänzte mit zusätzlichen interessanten Informationen zur Geschichte der Orte Aderklaa, Parbasdorf und Deutsch-Wagram.
Die informative Radtour bei ausgezeichnetem Wetter wurde von Mag. Michael Wenzel mit großem Engagement geleitet und ermöglichte spannende historische Einblicke.
Wir bedanken uns bei allen Teilnehmern.
Die Museumsgesellschaft Deutsch-Wagram.
Autor: Christian Matula