Wagramer Historientage 2025 – Historisches Feldlager des Infanterie-Regiments Nr. 3
Zwischen Dampf, Trommelschlägen und dem Duft von Eintopf erwachte im Museumsgarten des Erzherzog Carl-Hauses am ersten Juli-Wochenende ein kleines Stück Geschichte zum Leben: Das historische Feldlager des Infanterie-Regiments Nr. 3 „Erzherzog Carl“ bildete auch heuer wieder einen atmosphärisch dichten Programmpunkt der Wagramer Historientage – und zog am Freitagabend und am gesamten Samstag (5. Juli 2025) viele neugierige Besucherinnen und Besucher in seinen Bann.
Anlässlich gleich zweier Jubiläen – 310 Jahre Gründung des Regiments und 20 Jahre Traditionsverein IR3 – präsentierten die Reenactment-Darsteller in diesem Jahr ganz besonders eindrucksvoll den militärischen Lageralltag um 1809.
Obmann Wolfgang Lachnit, in seiner Rolle als Feldwebel, schilderte das Geschehen mit einem Augenzwinkern in einem sehr persönlichen Lagebericht – den wir, leicht redigiert, mit Freude wiedergeben:
Impressionen aus der Sicht des Feldwebels
„Am Freitag noch unter der Aufsicht unseres schneidigen Herrn Oberleutnants, ist es am Samstag meiner Wenigkeit zugetan, den Dienst und die Pflichten der k.k. Soldaten aufrechtzuerhalten. Schon früh am Morgen bietet ein Wäschermädel ihre Dienste an, um Habseligkeiten und Uniformteile der Soldaten zu reinigen. Zwei Mägde wurden dem Lager zugeteilt – sie bereiten mit Eifer die Fourage vor. Ich muss ein gestrenges Auge auf die Burschen haben!
Zur Pflege und Reparatur der Ausrüstung steht uns – Gott sei’s gedankt – ein erfahrener Schuster und ein Zimmermann zur Seite. Sie verstehen es, Tornister, Bandeliers, Schuhe und allerlei Gerät instand zu setzen und für Ordnung zu sorgen.
Die Sonne steht hoch, es ist heiß – und doch ist Zucht und Ordnung einzuhalten. Die Lagerwache habe ich persönlich instruiert, kein Pardon walten zu lassen. Obwohl – ich kenne meine Männer: brave Soldaten, teils Bauern, teils Tagelöhner, die erst durch des Kaisers Rock zu Menschen gemacht wurden.
Am Nachmittag dann: Wachablöse. Das Wäschermädel verlässt das Lager, und die Mägde melden, dass der Eintopf nach ungarischer Art bald servierbereit ist. Ich koste: gut gewürzt, nicht zu scharf – sogar Fleisch und Speck erfreuen unseren Gaumen. Nichts ist schlimmer als schlechte Fourage! Der Soldat braucht nahrhafte Kost – und wenn möglich, einmal am Tag etwas Warmes im Bauch!
Ich bewillige das Abendessen – das Lagerfeuer sprüht verspielt seine Funken – die Soldaten vergessen für einen Moment den Alltag. Bürger und Bauern gesellen sich zu uns, es wird gesungen, gelacht, ein schöner Abend beginnt. Wenn nur hoffentlich der Herr Oberleutnant nicht plötzlich auftaucht … aber das ist eine andere Geschichte.“
Geschichte zum Anfassen – für Groß und Klein
Neben dieser lebendigen Darstellung des Lagerlebens konnten sich die Besucher auch ganz praktisch mit der Welt der napoleonischen Zeit vertraut machen. Am Infopoint bestand die Möglichkeit, originale Ausrüstungsstücke anzulegen, die Funktion von Tornister, Feldflasche, Gewehr und Patronentasche zu verstehen – und so ein Gefühl dafür zu bekommen, was ein Soldat um 1809 tatsächlich trug und leisten musste.
Ein besonderer Fokus lag diesmal auf den handwerklichen Tätigkeiten im Soldatenleben: Vom Schuster über den Zimmermann bis hin zu den Feldköchinnen – das Lager zeigte eindrucksvoll, dass der militärische Alltag weit mehr war als Exerzieren und Marschieren.
Das Team des Traditionsvereins IR3 schaffte es erneut, Fachwissen mit Authentizität und Begeisterung zu verbinden– und damit einen Programmpunkt zu gestalten, der nicht nur historisch interessierte Gäste, sondern auch Familien mit Kindern gleichermaßen faszinierte.
Die Museumsgesellschaft Deutsch-Wagram bedankt sich herzlich beim Infanterie-Regiment Nr. 3, insbesondere bei Wolfgang Lachnit und seinem Team, für die gelungene Umsetzung dieses eindrucksvollen Programmpunkts – und freut sich auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr!
Die Museumsgesellschaft Deutsch-Wagram.
Autor: Christian Matula