Wagramer Historientage 2025 – Rückblick auf den Sonntag, 6. Juli
Am dritten und letzten Tag der Wagramer Historientage 2025 stand erneut die historische Vielfalt von Deutsch-Wagram im Zentrum. In vier aufeinanderfolgenden Programmpunkten erhielten Besucherinnen und Besucher fundierte Einblicke in die Geschichte der Stadt – von der Napoleonzeit bis zur Eisenbahngeschichte.
Vortrag: Wagramer Straßennamen und ihr Bezug zu 1809
Den Auftakt bildete ein Vortrag von Dir. Mag. Michael Wenzel, Historiker und Leiter des Napoleonmuseums Deutsch-Wagram, im Erzherzog Carl-Saal. Unter dem Titel „Wagramer Straßennamen und der Bezug zu 1809“ erläuterte Wenzel die Herkunft zahlreicher Straßenbezeichnungen im Stadtgebiet und deren Verbindungen zu historischen Persönlichkeiten rund um die Schlacht bei Wagram. Dabei wurde aufgezeigt, wie die Erinnerung an Offiziere, Würdenträger und lokale Akteure dieser Zeit das heutige Stadtbild bis in die Gegenwart prägt. Lebensgeschichten und Leistungen ausgewählter Namensgeber wurden in ihrem historischen Zusammenhang dargestellt und trugen so zu einem vertieften Verständnis der lokalen Erinnerungskultur bei.
Geführter Rundgang im neuen Stadtmuseum
Anschließend führte Dir. Ing. Manfred Groß, Leiter des Stadtmuseums Deutsch-Wagram, durch das sich aktuell in Neugestaltung befindliche Haus. Im Rahmen des Rundgangs präsentierte er erste Ergebnisse der laufenden Modernisierung sowie geplante Inhalte künftiger Ausstellungseinheiten. Das Stadtmuseum beleuchtet die Entwicklung von Deutsch-Wagram von der ersten urkundlichen Erwähnung 1258 bis ins 20. Jahrhundert – mit Schwerpunkten auf den Grundherrschaften, der Geschichte der Kirche und Schulen, dem Bau der Monumentalkapelle 1859 sowie weiteren infrastrukturellen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Die Führung bot einen seltenen Einblick in konzeptionelle Überlegungen eines im Wandel befindlichen Museumsbetriebs.
Führung im Napoleonmuseum
Im Anschluss daran lud Dir. Mag. Michael Wenzel zu einer thematischen Führung durch das Napoleonmuseum im historischen Erzherzog-Carl-Haus. Im Mittelpunkt stand die Schlacht bei Wagram am 5. und 6. Juli 1809, die anhand zahlreicher Objekte und Fundstücke anschaulich vermittelt wurde. Gezeigt wurden unter anderem Originalwaffen, Uniformfragmente, Miniaturen, persönliche Gegenstände sowie Schlachtfeldfunde, die durch moderne Präsentationstechniken – darunter ein interaktiver Bildschirm mit 3D-Modellen der Grabungsergebnisse von 2017 – ergänzt wurden. Ein eigener Ausstellungsbereich widmet sich dem Infanterie-Regiment Nr. 42, das in der Schlacht eine zentrale Rolle spielte. Die Führung bot neue Perspektiven auf die militärische Vergangenheit der Region und beleuchtete, wie aktuelle Erkenntnisse aus der Archäologie unser Bild vom Kriegsgeschehen weiterentwickeln.
Rundgang im Eisenbahnmuseum
Den Abschluss des Tages bildete eine Führung im Eisenbahnmuseum am Bahnhof Deutsch-Wagram, geleitet von Dir. Rudolf Rossak. Der Rundgang bot Einblicke in die Geschichte der ersten Dampfeisenbahnstrecke Österreichs, die 1837 von Floridsdorf nach Wagram in Betrieb ging. Im Zentrum der Ausstellung stehen der historische Arbeiterwartesaal von 1908, Uniformen, Abzeichen und zahlreiche Modelle, die die technische und gesellschaftliche Entwicklung der Nordbahn veranschaulichen. Die Präsentation schlug dabei eine Brücke zwischen Verkehrsgeschichte und der städtischen Entwicklung Wagrams im 19. und frühen 20. Jahrhundert.
Der Sonntag der Wagramer Historientage 2025 zeigte einmal mehr die Bandbreite der lokalen Geschichtsvermittlung: von militärischer Erinnerungskultur über museale Konzepte bis hin zu Industriegeschichte – lebendig präsentiert, fundiert vermittelt und gut angenommen von einem interessierten Publikum.
Die Museumsgesellschaft Deutsch-Wagram.
Autor: Christian Matula