Wagramer Historientage 2025 – Geschichts- und Stadtführung mit Fritz Quirgst
Am Samstagvormittag, dem 5. Juli 2025, fand im Rahmen der Wagramer Historientage erneut eine Geschichts- und Stadtführung unter der bewährten Leitung von Fritz Quirgst, Präsident der Museumsgesellschaft Deutsch-Wagram, statt. Bei frühsommerlichen Temperaturen führte der Rundgang durch zentrale Stationen der Stadtgeschichte und endete diesmal mit einer besonderen Ergänzung: einer exklusiven Führung durch das Eisenbahnmuseum.
Der Ausgangspunkt lag wie gewohnt im historischen Ortskern zwischen dem Denkmal der Schlacht bei Wagram und der alten Schmiede – einem Ort, der die tiefe Verwurzelung Deutsch-Wagrams in der österreichischen Geschichte symbolisiert. Hier begann Fritz Quirgst mit einem Überblick über die frühesten Siedlungsspuren in der Region, die bis ins 11. Jahrhundert zurückreichen. Die Bedeutung der ersten bayerischen Siedler sowie die Erwähnung des Ortes im Jahr 1258 wurden ebenso thematisiert wie die politischen Umbrüche jener Zeit, insbesondere der Übergang von der Babenberger- zur Habsburgerherrschaft.
Im weiteren Verlauf der Führung wurden die Ereignisse rund um die Türkenbelagerung von 1529 beleuchtet, bei der Deutsch-Wagram nahezu vollständig zerstört wurde. Quirgst schilderte eindrucksvoll, wie diese Katastrophe das Ortsbild und die Entwicklung der Gemeinde über Jahrhunderte hinweg prägte. Ein zentrales Thema war auch der Verlauf des „bösen“ Rußbachs, dessen Verlegung einst zur Verbesserung der Lebensqualität und zur Sicherung des Ortskerns beitrug.
Quirgst informierte über die historische Entwicklung der Besitzverhältnisse und Grundherrschaften in Wagram, über die Bedeutung der Hausnummern und die Entstehung heutiger Straßennamen. Die Route führte weiter zur Stadtpfarrkirche, wo die architektonische Entwicklung des Gotteshauses sowie die Phase der Loslösung von der Mutterpfarre Gerasdorf im späten 18. Jahrhundert thematisiert wurden. Besonders hervorgehoben wurden dabei die weitreichenden Reformen unter Maria Theresia und Kaiser Josef II., die nicht nur die kirchliche Organisation, sondern auch das gesellschaftliche Leben tiefgreifend veränderten.
Auch der alte Kirchenfriedhof war wieder Teil der Route. Dort wurde an die Wiederaufstellung mehrerer historischer Grabsteine erinnert – ein Projekt, das 2023 unter der Leitung von Ing. Manfred Groß abgeschlossen wurde. Die zugehörige Kultur[er]leben-Tafel vermittelt heute dauerhaft Informationen über diesen historischen Ort.
Nach einem Halt bei Josef Heus Skulptur „Johannes der Täufer – Rufer in der Wüste“ ging es zur Schulzentrum über den neugestalteten Marktplatz weiter zum Dr.-Sahulka-Park mit der Monumentalkapelle, die 1859 von Baron Hugo Freiherr von Tkalcsevich als erste Gedenkstätte für die Schlacht bei Wagram errichtet wurde.
Im Anschluss daran führte Fritz Quirgst die Gruppe bis zum Eisenbahnmuseum am Bahnhofsplatz. Dort übernahm Herbert Weiss, langjähriger Betreuer des Museums, den zweiten Teil der Veranstaltung. In seiner kenntnisreichen Führung spannte er den Bogen von der Eröffnung der Nordbahn 1837 über den Bau des Bahnhofsgebäudes bis hin zur strategischen Bedeutung der Bahnverbindung Wien–Brünn im 19. Jahrhundert.
Die gelungene Verbindung von Stadtgeschichte und Technikgeschichte machte diesen Rundgang zu einem besonderen Programmpunkt der diesjährigen Wagramer Historientage und zeigte einmal mehr, wie vielfältig die Geschichte Deutsch-Wagrams ist.
Die Museumsgesellschaft Deutsch-Wagram.
Autor: Christian Matula
Offizielles Gruppenfoto vor dem Denkmal der Schlacht bei Wagram: © Christian Matula
Weitere Fotos: © Christian Matula